Samstag, 10. September 2011

Von einem der auszog, das Fliegen zu lernen

Bericht eines Wiedereinsteigers
(Teil 2 des Beitrags aus unserem diesjährigen MCM-Magazin)

Mein Name ist Wolfgang Berner und ich bin 65 Jahre alt. Vor meinem Ruhestand war ich bei IBM beschäftigt und 1970 unternahm ich mit meinem Chef Manfred auch meine ersten Modellflugversuche. Drei Jahre lang hatte mich dieser »Virus« völlig im Griff, dann kamen berufliche Verantwortung, die Kinder, das Haus. Und die waren wichtiger.

Das Fliegen hat mich in all den Jahren nie losgelassen, zudem hatte ich durch die Tätigkeit meiner Frau bei der Bavaria Flugschule oft die Möglichkeit, mit den „Echten“ mitzufliegen.

Vor zwei Jahren stieß ich bei »Conrad« auf ein günstiges Einsteigermodell mit Fernsteuerung. Ich wollte testen, ob mir das Fliegen noch Spaß macht, und ob ich es noch kann. Ich dachte mir, ich gehe einfach auf die nächste Wiese und fliege; doch so einfach war das nicht mehr. Ich fand in der nahen Umgebung einfach keine geeigneten Möglichkeiten, mein Modell zu starten. Früher gab es freie Wiesen, heute werden dort Mais, Raps und alles Mögliche angebaut. Wie jedem klar sein dürfte, besteht nicht unerheblich Gefahr; die Landung auf so einem Untergrund gründlich in den Sand zu setzen. Aber trotz aller Anfängerschwierigkeiten - die Fliegerei hatte mich wieder.
Das Modell stand einige Zeit herum, bis mein Enkel Felix großes Interesse am Fliegen zeigte und wir den Flugplatz des MCM entdeckten. Vor unserer aktiven Zeit waren wir dort oft Zuschauer und bewunderten die Flugkünste. Für mich war klar: Wenn ich im MCM aufgenommen werde, steige ich wieder voll ein. Ich wurde aufgenommen und außer mir vor Freude.

Zu Beginn sah ich mich aber erst einmal mit den typischen Schwierigkeiten konfrontiert: Welche Fernsteuerung sollte ich mir kaufen?

Wenn Sie sich bei einem passionierten Modellflieger nach seinen Erfahrungen und Vorlieben erkundigen, werden Sie viele verwirrende Antworten erhalten. So ging es auch mir: Jeder, den ich gefragt habe, schwört auf seine Anlage. Nach einer erschöpfenden Odyssee durch einen Wald aus Ratschlägen und Empfehlungen, bin ich schließlich bei einer Futaba T8FG gelandet. Die Fernsteuerung ist toll und nicht vergleichbar mit denen vor vierzig Jahren. Meine Reise war damit aber nicht beendet: die Probleme gingen weiter, denn die Einstellungen der Funktionen werden zwar in der Anleitung ausführlich beschrieben; die diversen Fachausdrücke machten mir allerdings Schwierigkeiten. Wieder stand ich vor vielen verschlossenen Türen, die mir den Wiedereinstieg erschwerten.

Nach vielen weiteren Erkundigungen habe ich dann das Conrad-Modell in der Fernsteuerung einprogrammiert. Ein wenig hatte ich mich umgehört; den Ratschlag, Mode 4 festzulegen, habe ich dann befolgt.

Mein großer Tag, also der erste Start allein, fand an einem Tag statt, an dem weit und breit keine anderen Piloten auf dem Flugplatz waren. Start und Flug gestalteten sich trotz meiner großen Begeisterung schnell als unvorhersehbare Herausforderung, meine Nervosität und zu starken Ruderausschläge entpuppten sich als multiple Erfolgshemmnisse und trieben mir die Schweißperlen auf die Stirn. Irgendwie waren die Götter mit mir, denn das Modell kam lediglich mit ein paar Schrammen wieder Heil auf der Erde an. Fix und fertig war ich trotzdem, vor allem, weil ich mir das leichter vorgestellt hatte. Die Folgen meines ersten Fluges waren Tage, in denen ich den anderen nur deprimiert zuschaute und Überlegungen anstellte, wie ich mich beim nächsten Mal besser dabei anstellen könnte.

Während ich meine Wunden leckte, fiel mir ein Modell auf, das von einem MCMler sehr langsam geflogen wurde. Ich wusste plötzlich: Das ist es!

Es war der Twinstar 2, ein Vereinskamerad verkaufte mir schließlich ein gebrauchtes Modell. Ich dachte mir allen Ernstes: »Bei so einem langsamen Modell kann jetzt nichts mehr schief gehen!« Schnell wurde ich allerdings eines Besseren belehrt.

Es war ein Samstag, es war viel los auf dem Fluggelände, und ein Kollege erklärte sich bereit, mir zu helfen. Der Twinstar wurde von meinem Kollegen aus der Hand gestartet, damit ich gleich steuern konnte.

Ein alptraumhafter Flug! Zuerst steil nach oben, Gas weg, steil nach unten und dann im Tiefflug in rasendem Tempo über die Zuschauer und Autos. Einige Kameraden erzählten mir später peinlicherweise, sie seien in Deckung gegangen oder hätten ihr Modell mit einem Hammer zu verteidigen versucht. Leider konnte der Kollege nicht so schnell eingreifen und es lag an mir, das Modell dann doch ohne Schäden zum Landen zu bringen. Wieder wurden meine Erwartungen von der Wirklichkeit korrigiert.

Nach diesem Erlebnis war die Verwirrung perfekt, denn ich ertrank jetzt förmlich in guten Ratschlägen: »Kauf dir doch dieses Modell oder dieser Bautyp für Anfänger ist perfekt!« Von da an wusste ich gar nicht mehr, was ich beim Kauf zu berücksichtigen hatte. Einige sagten schließlich, ein gutmütiger Elektrosegler wäre genau das richtige Modell zum Lernen. Ich gab also nach und schaffte mir den Easyglider Elektrik an.

Das Modell war schnell zusammengebaut und ich stand schnell wieder am Flugplatz, um meinen ersten Flug doch noch zu meistern.

Es gab die gleichen Probleme wie beim ersten Mal. Meine Nervosität, die hektischen Befehle, und die berühmten ausdrucksstarken Ruderausschläge ergaben eine unheilvolle Mischung. Die Landung gelang mir dann glücklicherweise besser.

Nach fünf bis sechs Starts mit den immergleichen Problemen kam dann eine Außenlandung. Das Modell war sehr weit weg und ich hatte vor lauter Aufregung und zu meinem Pech vergessen, den Motor auszustellen: Der Bürstenmotor war durchgebrannt. Die Kollegen meinten sowieso: »Da gehört ein Brushless rein«.

Also kaufte ich einen Brushless-Motor, ein Motor mit mehr Leistung, der natürlich besser abzog, aber nicht überragend. Der Fehler war, dass ich damit einen 2zeller Lipo eingebaut hatte. Nach Gesprächen mit MCM-lern tauschte ich ihn gegen einen 3zeller Lipo ein, und schon funktionierte es besser. Das Gas hatte ich auf den Gashebel gelegt. Aber viele meinten, ich solle doch das Gas auf einen Schalter legen - jetzt war ich wieder unsicher.

Ich habe es dann doch ausprobiert mit dem Gasschalter. Der war für mich jedoch nicht optimal, denn bei kritischen Situationen den richtigen Schalter zu finden, ist noch schwieriger. Also wieder Gas auf den Knüppel. Aber meine Probleme mit dem Fliegen hatte ich immer noch nicht im Griff.

Ein sehr guter Tipp kam von einem älteren Fliegerkollegen. Schwierig war es für mich auf die richtige Seite zu steuern, wenn das Modell auf mich zukam. »Du musst auf die Seite steuern, auf der die Tragfläche hängt», wurde mir gesagt. Das prägte ich mir ein und damit funktionierte es wesentlich besser.

Man muss mir angesehen haben, dass ich recht deprimiert war, denn einige MCMler kamen besorgt auf mich zu, mit dem Angebot, mich zu unterstützen. Dass das schwierig geworden wäre, ist einleuchtend: Einige flogen einen anderen Mode, die nächsten wohnten zu weit weg, und wieder andere benutzten eine völlig andere Fernsteuerung.


Meine Rettung war schließlich Stefan Raschke, der von sich selbst stolz behauptete, vor mir schon ganz anderen Fällen das Fliegen beigebracht zu haben. Er nahm sich sehr viel Zeit und wir programmierten die beiden Sender. Ich war Lehrer mit dem Schalter zum ein-, und ausschalten und er der Schüler.
Zum Glück hatte er eine große Futaba FS und ich das Kabel für den Lehrer-Schüler-Mode.

Diese Aufteilung stellte sich schließlich als ideal heraus, vor allem deshalb, weil ich somit nicht immer meinen Empfänger mit Stefans Sender verbinden musste. Während unseres ersten Starts war mein Schalter auf »Schüler« eingestellt und Stefan startete den Easyglider, brachte ihn auf die Höhe und trimmte ihn gleichzeitig.

Bei ruhiger Fluglage schaltete ich um und übernahm den Flieger. Einige Zeit klappte das ganz gut, dann übernahm wieder Stefan Raschke und es wurde ein wenig schwieriger.

Mit dieser L-S-Verkabelung sind wir viele Übungsstunden geflogen.

Ich bewunderte es, dass er sich für einen Anfänger so viel Zeit nahm, Zeit, in der er selber nicht fliegen konnte. Hier gab mir Stefan auch viele wertvolle Tipps, die ich unmittelbar anwandte.

Dann kam der Moment, an dem ich es alleine probierte. »The same procedure as every year«: Es war ein Vormittag und ich der Einzige auf dem Fluggelände.

Alle wichtigen Schritte und Ratschläge reflektierte ich noch einmal innerlich und startete dann von Hand den Easyglider. Es war fast windstill, die Bedingungen also mehr als ideal. Ich war angespannt, aber doch etwas sicherer als früher. Das konnte man auch an den Flugmanövern sehen. »Wenn jetzt noch die Landung klappt, dann bin ich mit mir zufrieden«, dachte ich.

Ich war mit mir sehr zufrieden, als Belohnung genehmigte ich mir einen Zigarillo. Nach diesem Erfolg wurde ich mutiger und wagte mich mit fortschreitendem Gelingen an ein ähnliches Modell, dem Relax, heran. Die entscheidende Konsequenz dieser »Ochsentour« lag darin, dass ich immer mehr aus den Fehlern lernte und meine Flugsouveränität dadurch zunahm. Meine Mühen um den Wiedereinstieg in die Modellfliegerei trugen also langsam Früchte. »Übung macht den Meister«, aber mit dem Erfolg kommt oft der Übermut: Die Ansprüche stiegen und mit steigerndem Selbstbewusstsein wuchs mein Interesse an anderen Bautypen.

Ein Modell, das mich später sehr begeisterte, war der Fun Cub. Er flog ebenfalls sehr langsam und verfügte über die entscheidenden Pferdestärken. Ich wusste: »Das Modell will ich auch!« Mit diesem Modelltyp bekam ich dann eine gewisse Sicherheit. Leichtsinnigkeiten bescherten mir zwar einen Bruch beim Fun Cub; die kleinen Fehler, die ich zwischendurch machte, konnte ich aber mit der tatkräftigen Unterstützung von Elapor und dem Einsatz eines guten Sekundenklebers wieder beheben. Jetzt fliegt es genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Nachdem der Flieger wieder hergestellt war, habe ich mir Schwimmer für den Fun Cub zugelegt und über einen Wasserstart nachgedacht. Irgendwann stöberte ich dann im Internet und stoß schließlich auf den Mini Magister, ein kleines handliches Modell, das auch mit Schwimmern ausrüstbar ist. Mit diesen ausgestattet, erweiterte jetzt auch der Mini Magister meine Flotte. 

Beim ersten Wasserstart kam der Mini nicht aus dem kühlen Nass. Ich probierte einen Handstart, doch durch die Schwimmer wurde der Luftwiderstand größer. Da der Motor zu schwach war, kam es zu einem Absturz und aus dem Flieger wurde fast ein U-Boot.

Da ich den Sender in der Hand hatte, war es mir nicht möglich ins Wasser (18°) zu gehen. Doch ich musste nicht lange betteln und konnte meine liebe Gattin zur Bergung des Mini Mag gewinnen. Weitere Starts aber hatten sich damit vorerst erledigt.

Erfolgreicher war da der Wasserstart des Fun Cub. Nach einigen Metern flog er ab, in den weißblauen Himmel über dem Chiemsee. Ich machte sechs erfolgreiche Starts und auch die Landungen gelangen mir gut.Zuschauer sagten, das Modell hätte ausgesehen wie ein echtes Wasserflugzeug, wenn es in größerer Höhe war. 

Nach vielen Fragezeichen und Rückschlägen werden meine Fortschritte jetzt mit jedem Start besser. Ich habe aber auch gelernt, dass jeder Flug für das Modell der letzte sein kann. Es war eine harte und lehrreiche Zeit, die sich aber gelohnt hat. Ich danke nochmals den hilfsbereiten MCMlern, ohne die ich wahrscheinlich sehr viel mehr Sekundenkleber gebraucht hätte. Jetzt kann ich mit ruhigen Gewissen meinen Enkel Felix, der schon sehnsüchtig wartet, zum Fliegen mitnehmen - ohne mich zu blamieren.

Holm- und Rippenbruch wünscht,

Der jetzt nicht mehr ganz so unerfahrene MCM-ler

Wolfgang

Sonntag, 4. September 2011

M.C. - Getränkeversorgung bei 37°

Durst ist unter diesen Bedingungen ein ständiger Begleiter der MCMler.
Die Qualität der Getränkelogistik wird dabei zur Überlebensfrage. Es haben sich einige markante Punkte als Oasen bewährt: Klaus' Wohnmobil mit Kühlschrank - Brückenwirt in Cagli (Bar dello Sport) - La Ferraia selbst mit kistenweiser Aqua-Versorgung, - Naturquelle auf der Strasse von Cagli nach la Ferraia.

hier einige Beispiele:
Leben am Osthang.


Der Brückenwirt hat eine Terrasse, aber auch ein schattiges Innenleben ist möglich, falls diese durch herumlungernde, Lottosüchtige Einheimische besetzt sein sollte.
Hauptproblem beim Brückenwirt (falls es überhaupt eines geben sollte) jedoch liegt in der Tatsache, daß besonders ab 17.00 h abends unregelmäßig einseitige Brückensperrungen erfolgen, durch die Rückfahrten zur Unterkunft abends manchmal verzögert werden können.


Beim Brückenwirt gibt es auf Anfrage auch Trinkgefäße für den kleineren Bierdurst ....


M.C. – MCM und „La Ferraia”


einmal weg vom Stress am Hang und Herd - Entspannung pur

Das vierte Mal hat uns nun Patrone Giuliano im Rahmen der Happy Horror Tour mit seiner Crew beherbergt und bewirtet. Seine Agriturismo-Location in der Nähe von Cagli hat eine besondere Ausstrahlung, vielleicht ist diese anhand der Fotos zu erahnen.
Hauptgebäude mit Ristorante und Küche
Der Pool, exclusiv für die Gäste. (diverse Haustiere müssen draußen bleiben).
Das Gästehaus bei Einbruch der Nacht. Der Tag geht, ...

Nebengebäude (mit riesigem offenen Grill-Kamin, Pizzaofen und Lebensmittelkammer).
Das Nebengebäude diente dem MCM wie bisher jedes Jahr als abendlicher Treffpunkt für das

gemeinsame Abendessen, das in Form eines Gästemenü’s immer vorher – natürlich auf italienisch – schriftlich angekündigt wurde.
Das führte im Vorfeld regelmäßig zu Vermutungen, um was für Köstlichkeiten es sich denn diesmal handeln könnte. Aber häufig blieb es bis zum Auftischen der Gänge ungeklärt. Lediglich unsere Heidrun als „Halb-Sienerin“ (Bürger weiblichen Geschlechts von Siena)“ wußte es treffsicher oft bereits vorher.
Immer aber war es qualitativ hochwertig und biologisch, oft mit auch frischen Früchten aus der Region zum Dessert; eingefleischte Äpfelliebhaber bedauerten wohl, dass nie welche dabei waren...


Monika ließ es sich dann auch nicht nehmen, sich standesgemäß bei Giuliano (links) und dessen Bruder mit 2 Halben Augustiner-Edelstoff , ausgestattet mit neuester bayrischer Flaschen-Verschließtechnik,- herzlich zu bedanken. – es sind bekanntlich die Gesten, die auch zählen.

Italien 2011 - ohne Worte



M.C. und die Folgen

Die Begegnungen mit Raffo Fossi, dem „Verwalter“ und "Maestro" des M.C., mit seinen fliegerischen Auftritten hatten vermutlich jeden von uns beeindruckt.Freimütig hatte er mich dieses Jahr auch 2 seiner Modelle steuern lassen, den 10m Arcus (M 1:2) und den 3 m Jastrzab (M 1:4). Vom Jastrzab (polnisch: Habicht) übergab er mir auch einen Bauplan, mit der Aufforderung, nächstes Jahr mit dem fertigen Modell wieder zum M.C. zu kommen.
Das Flugbild ist außergewöhnlich , und das Flugverhalten und die Reaktion auf die Steuereingaben als sehr ausgewogen zu bezeichnen. Die gewisse Erhabenheit der Flugbewegungen erinnerte mich sofort an meine 4,20 m Ka 6e von Rödel. Auch behält das Modell mit 3 Metern Spannweite noch eine handsame Größe und Gewicht, und man kann es sicher mit Handstart (ohne Katapult) in die Luft befördern.
Leistungsmäßig ist natürlich garantiert nicht viel zu erwarten, wie auch, wenn ein Flugzeug schon den Spitznamen „fliegende Axt“ trägt ...Ich habe mich also entschlossen, diesen Winter der Aufforderung von Raffo nachzukommen, und den „JS-4 Jastrzab“ zu bauen. Mittlerweile ist der Bauplan (Konstrukteur: Di Paolo, Luca) auch gescanned und in 2 facher Ausfertigung 1:1 kopiert.
Info an Klaus Trimbach als Habicht-Fan: der zweite Plan ist für Dich reserviert !




Hier noch die Präsentation durch den Konstrukteur: